1. Blog – Wie Erinnerungen unser Leben bestimmen

Beim Stöbern stoße ich auf Zeugnisse aus der Volksschule und meiner 9 Jahre Gymnasialzeit. Wundere mich, dass ich sie bis jetzt aufbewahrt und nicht schon weggeworfen habe. Spüre, wie die negativen aber auch die positiven Erinnerungen mein Adrenalin steigen lassen. Erinnere mich an Donatus Moosauer, den von mir hoch verehrten Volksschullehrer in der Nikola Schule in Landshut, der meine damals noch geringen Fußballkünste lobte und mich dadurch ermutigte, noch mehr Sport zu machen. Oder an H.K., dem damaligen Deutschlehrer am Gymnasium, der mir bei einem Schulausflug, noch bevor er irgendeinen Aufsatz von mir gelesen hatte, prophezeite, dass mir Deutsch bestimmt noch einmal das Genick an der Schule brechen würde. Bis zum Abitur kam ich, so lange er die Klasse leitete, in Deutsch auf keinen grünen Zweig. Trotzdem plante ich, Germanistik und Sport zu studieren. Viele Jahre später – an dem Tag, an dem ich eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent an der LMU antrete – treffe ich ihn, der einen Kongress an der Universität besuchte. Er möchte mit meinem Kollegen und mir zum Essen gehen und fragt mich dann tatsächlich, welchen Lehrer ich am Gymnasium damals am wenigsten förderlich fand.

Doch zurück zum Adrenalin. Dispenza beschreibt in seiner empfehlenswerten Veröffentlichung:“Ein neues Ich“, wie bestimmte Gedanken und Gefühle von uns immer wieder erinnert werden. Wir wiederholen bestimmte Gefühle, Denkmuster und Verhaltensweisen so wie ein Hamster im Laufrad immer nur die gleichen Erfahrungen macht.

Gedanken und Gefühle sind miteinander verschmolzen. Sie prägen gleichsam einen Seinszustand, und dieser wird wie nach einem Drehbuch, in der Transaktionsanalyse als Skript bezeichnet, auf der Bühne unseres Lebens permanent als Thema mit Variationen aufgeführt. So benutzen wir nach Dispenza 95 Prozent unserer Zeit dazu, die einmal eingeprägten Denk – und Gefühlsmuster wie eine Software abzuspielen. Das ist die negative Botschaft. Unser Anliegen kann es sein, diese verheerende Ausbeute unseres Energiemanagements zu ändern. Und dies gelingt, wenn wir bereit sind, achtsam und zentriert Verstand, Gefühl und Intuition zu reflektieren und unser Verhalten selbstbestimmt lernend zu verändern. Peter Sloterdijk fordert in seinem Buch mit dem gleichen Titel: „Du musst dein Leben ändern“.