4. Blog – Energieumwandlung oder wie wir aus Stroh Gold machen können
Seit ich mich mit Gruppendynamik (1970) beschäftige, fasziniert mich besonders das Phänomen der Energieumwandlung. Was meine ich damit? Menschen, meist Multiplikatoren wie Führungskräfte und Berater, kommen in einem gruppendynamischen Seminar zusammen, um ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Anfangs überwiegen Zweifel, Störungen Widerstände. Insgeheim überlegt jeder der Teilnehmer, wie er eine ihm gemäße Rolle in der Gruppe einnehmen und wie er ein ihm gemäßes Image und Einfluss in der Gruppe entwickeln kann. Sicherheits-, Unabhängigkeits- und Abhängigkeitsbedürfnisse dominieren und geraten miteinander in Widerstreit. Zögernd und auswählend nehmen die Teilnehmer Kontakt miteinander auf, überprüfen die entstandenen Vorurteile und entwickeln allmählich Sympathie für einzelne Personen. Sie merken nach einiger Zeit, dass der Ausdruck von Gefühlen, sogar von Störgefühlen, Erleichterung bringt. Sie spüren, wie sich die Atmosphäre in der Gruppe wandelt, wenn sie sich zum offenen Austausch von Beobachtungen und nichtverletzender Konfrontation entscheiden. Sie gewinnen Selbst- und Gruppenbewusstsein und sind stolz darauf, dass sie ihre eigene Psychodynamik und die Dynamik der Gruppe durch ihr eigenes Tun und Lassen verändern und durch nichtverletzendes Feedback Stör- und Konkurrenzenergie in Vertrauens- und Kooperationsenergie verwandeln können.
Hört sich wundervoll an! Aber so ganz von alleine geschieht dieses gruppendynamische Wunder der Energieumwandlung nicht. Die richtigen Rahmenbedingungen sind notwendig und professionelle Unterstützung von gelernten Prozessbegleitern und TrainerInnen. Allein gelassen tendieren viele Menschen und Gruppen dazu, ihre positive Kraft zu leugnen und sich lieber altbekannten negativen Strategien der Selbst- und Fremdabwertung hinzugeben und mit einer überaus geringen Energieausbeute zufrieden zu sein.
Von Leonard Laskow (München 1995) habe ich vor gut 20 Jahren auf einem Workshop in Esalen an der zauberhaften kalifornischen Pazifikküste Anregungen erhalten, wie wir durch eigene Aktionsforschung die Ergebnisse unseres Energiemanagements messen und durch geeignete Maßnahmen verbessern können.
Nelson Mandela sieht den Grund für die mangelnde Nutzung unserer energetischen Ressourcen in der Furcht vor uns selbst wenn er in seiner Inaugurationsrede 1994 sagt:
Our deepest fear is not that we are inadequate
Our deepest fear is that we are powerful beyond measure