55. Blog – Autoritätskrisen in Wirtschaft und Sport

Autoritätskrisen in Wirtschaft und Sport

 

Hat der Vorstand oder der Trainer noch die Kompetenz und Autorität sein Team oder seine Mannschaft zum Erfolg zu führen? Der Umgang mit Autoritätskrisen ist nicht nur das Topthema des FC Bayern an diesem letzten März–Wochenende. Schon in der Antike war der Streit zwischen Göttinnen und Göttern Ursache für Kriege unter den Sterblichen. Auch bei Naturvölkern pflegte man mit Autoritäten nicht sehr freundlich umzugehen, wenn der gewünschte Erfolg ausblieb. So hob man sie besonders in regenlosen Notzeiten mit göttlichen Erwartungen auf den Schild. Wenn der Regen dann nicht kam, zögerte man nicht, sie vom Schild zu stoßen, sie zu kastrieren und zu töten. (Nachzulesen bei Slater, Gruppendynamik ein Mikrokosmos) Heutzutage werden entlassene Autoritäten sehr viel gnädiger, um nicht zu sagen äußerst großzügig behandelt.

Die Entwicklung von Autorität und Führungskompetenz beschäftigt uns sowohl als Wissenschaftler wie auch als praktische Führungstrainer. Von Kurt Lewin dem genialen Gruppendynamiker erhalten wir durch seine Aktionsforschung und seine Führungsstilexperimente wertvolle Erkenntnisse über die Entstehung von Autorität und die Möglichkeit, Führungskompetenz zu trainieren.

Drehbuch und Plan für unser Verhalten entstehen in den frühen Kindheitsjahren im Kontakt mit den Eltern und weiteren Familienangehörigen.

 

Aus der Abhängigkeit zur Selbstführung

 

Menschen kommen nach Portmann im Vergleich zu den höchstentwickelten Säugetieren als extra- uterine Frühgeburten neun Monate zu früh auf die Welt. Arnold Gehlen hat den Menschen als organisches Mängelwesen beschrieben (mehr zu diesem Thema finden Sie bei Rosenkranz 2006, S. 19 ff). In Abhängigkeit von den Eltern entwickeln sie in den ersten 4 Lebensjahren ein Drehbuch für ihr Leben. Als Mini–Skript wiederholen sie die gleichen Verhaltenssequenzen immer wieder besonders in herausfordernden Situationen.

Kindheit und Jugend und auch noch das Erwachsenenalter verbringen Menschen damit, ein Konzept der Selbstführung bewusst und unbewusst zu entwickeln, um die auferlegte Abhängigkeit zu überwinden. Selbstständigkeit und Selbstverantwortung werden zum Lernziel.

 

Autoritätskrisen und Gegenabhängigkeit

 

In der Mythologie und auch im Leben haben Menschen auf ihrer „Heldenreise“ Drachen zu bezwingen und Hindernisse zu überwinden, um schließlich die Prinzessin oder den Prinzen zu treffen und zu gewinnen.

Kinder und Jugendliche geraten im zweiten Lebensjahr in ihre erste Widerstands – sprich Neinphase. Im fünften Lebensjahr wollen die Buben die Mama heiraten und geraten dabei natürlich in eine Krise mit dem Papa, Mädchen wollen den Papa heiraten und haben ihre Krise mit der Mama. Schließlich genügt in der Pubertät den Jugendlichen nicht mehr die eigene Familie. Sie ziehen aus und üben in Gangs, eine eigene Familie zu gründen. Wie bei allen Veränderungen können Widerstände und Krisen ein Himmelsgeschenk für soziales Lernen werden. Da aber in unserer Gesellschaft nur noch wenig funktionierende Familien zum sozialen Lernen zu finden sind, sind wir auf Übungs- also Ersatzsituationen zum Nachlernen angewiesen.

Autorität zu entwickeln, das ja das Ziel von gruppendynamischen Führungsseminaren ist, kann gelingen, wenn wir auch lernen, wie verschiedene Menschen Einfluss nehmen und auf ihre Art Autorität erwerben. Wir können Verhalten imitieren. Es gilt dabei aber immer wieder die Herausforderung, diese Autoritäten zu reflektieren, sie zu akzeptieren oder sie durch gute Konfrontation in Frage zu stellen. Schließlich haben wir uns zielorientiert und angemessen für Denken, Fühlen und Handeln zentschieden. Lernen ist immer auch implizit und explizit ein Entscheidungsprozess. Besonders bedeutungsvoll ist die Autoritätsabklärung mit den Eltern, die sich innerlich und auch äußerlich bei den meisten Menschen bis ins hohe Alter erstreckt.

 

Zwischenabhängigkeit – Liebe – Kooperation

Zum Nachlernen von Autorität und Führungskompetenz können Selbsterfahrungsseminare hilfreich sein: zum Beispiel das Seminar „Gruppendynamik“ mit dem Fokus auf emotionalem Lernen (Bauch, Herz und Kopf), „Transaktionsanalyse“ mit dem Fokus auf Lernen durch Einsicht (Kopf, Herz und Bauch) und Konfliktmanagement als Übungsseminar, um negative Störenergie in positive Lernenergie umzuwandeln.

In Selbsterfahrungsseminaren projizieren Teilnehmer oft ihre noch nicht bearbeiteten Autoritätskrisen mit den Eltern auf geeignete TrainerInnen. Bei denen liegt es nun, ein neues Konzept für den Umgang mit Autoritäten und Hierarchien zur Diskussion zu stellen. Ihr Anliegen könnte es sein, alternative moderne Vorstellungen von Führung zu testen und sie in der Praxis auszuprobieren. Team Rosenkranz bietet hierzu das Seminar: „Persönlichkeit und Wirkung“ an, mit dem ganzheitlichen Ziel, Kopf –, Körper – und Herzarbeit zu integrieren.

Die Entwicklungsphasen von Autorität für Individuen – Gruppen – und Organisationen können Sie nachlesen bei Rosenkranz 2006,S.108 f.