56. Blog – Lernen durch Nachmachen und Künstliche Intelligenz
Nachmachen ist nicht nur Schmeichelei, sondern auch eine wertvolle Methode des Lernens. Neugeborene Tiere machen spielerisch nach, was sie weiterbringt und letztlich am Leben erhält. Der Lehrling trägt dem Meister nicht nur den Werkzeugkasten hinterher, sondern schaut ihm genau zu und übernimmt die Bewegungen und Techniken.
Ich ertappe mich selbst manchmal, wie ich Verhalten von Personen, die ich schätze, nachmache. Ihre Ausstrahlung, ihre Stimme, ihre Bewegung motivieren mich.
So lernen auch Nachwuchstrainer in unserem Studiengang von denen, die schon mehr Erfahrung haben. In Seminarassistenzen können sie sich Verhalten, Redewendungen und Interventionen abschauen – und wenn sie wollen – aneignen.
Lernen durch Imitation
Auch im Management Training selbst benutzen wir manchmal Imitation, um den Kunden unsere eigene Fassung vorzumachen und ihnen die Möglichkeit zu geben, zu übernehmen, was sie für angebracht halten. Sie können sich physisch in die Rolle des anderen hineinversetzen, wenn sie dessen Körperhaltung und ihre Stimme am eigenen Körper erfahren.
In unserer Abschlusssupervision im Mai coache ich Leif Hanack in seiner Lehrprobe und animiere zur Imitation. Er beschreibt die Situation:
„Ich hatte am Wochenende meine Coaching Ausbildung bei Team Dr. Rosenkranz beendet und meine Lehrprobe war die Raumreise. Nachdem meine eigentliche Intro von den Teilnehmern als so-lala bewertet wurde, schlug Hans Rosenkranz vor, dass jeder mir seine Version präsentiert, ich dazu per Pantomime Feedback gebe und am Ende ich mir das Beste von allem heraussuche und eine neue Intro präsentiere. Er nannte dies Action Learning und wir waren überrascht, wie schnell ich dadurch eine deutliche Verbesserung erreichen konnte. Danke für diese Lernerfahrung.“
Lies hier Leif’s vollen Erfahrungsbericht auf LinkedIn.
Ich habe selbst an dieser Übung teilgenommen und davon profitiert. Nochmals meine Gratulation an Leif Hanack zum Abschluss seines Studiengangs.
Künstliche Intelligenz – wer imitiert wen?
Jetzt werden wir nicht nur voneinander imitiert, sondern auch von Computern.
„Alles, was wir können, also beispielsweise Sprache, Bewegung, Kreativität wird künstlich nachgeahmt. Dies kann durch ein Programm oder einen Roboter geschehen.“ So schreibt Prof. Kühnberger über Künstliche Intelligenz.
Mein Sohn zeigte mir kürzlich einen von einem Computer-App (ChatGPT) kreierten Aufsatz über Gruppendynamik, der tatsächlich kognitiv und inhaltlich lupenrein war. Auf Knopfdruck beschreibt das Programm locker, was ich nach jahrelanger Erfahrung als Experte weitergebe.
So kommen die Zweifel, Bedenken und auch ein wenig Eifersucht, ob und was von meinen menschlichen Fähigkeiten bei überflutender künstlicher Intelligenz langfristig noch gebraucht wird.
Was künstliche Intelligenz nicht kann
Inspiration kommt oft durch das Beobachten und Imitieren derjenigen, die bereits den Weg gegangen sind. Dieser Gedanke nimmt mir meine Bedenken, denn künstliche Intelligenz kann zwar viel, aber mein eigenes menschliches Denken und Handeln nicht ersetzen. Meine menschliche Intelligenz lässt mich lernen, meine Persönlichkeit weiter entwickeln und reifen.
Also lerne, imitiere und werde selbst zu einer Quelle der Inspiration für andere auf deinem eigenen Weg des Lernens.