62. Blog – Wie alles begann – Wie die Team Dr. Rosenkranz GmbH entstanden ist – Stationen der Entstehung – München – Neustift – Budapest – Leipzig – Gräfelfing
Ein alter Bekannter, Roland Schöne kam mich vor ein paar Tagen besuchen. Wir haben uns vor 40 Jahren kennengelernt und unsere Zusammenarbeit war der Anstoß zur Gründung von Team Rosenkranz. Wie es dazukam, ist eine Reihe lustiger Ereignisse.
Karriere- und Blinddarmdurchbruch
Im Jahr 1986, nach meinem berufsbegleitenden dreijährigen Intensivstudium der Familientherapie, fahre ich mit einem Kollegen zu unserem alljährlichen Konfliktmanagement-Seminar ins Kloster Neustift in Südtirol. Ich hatte drei Paare dazu motivieren können, an diesem Seminar teilzunehmen, und war gespannt auf die Arbeit.
Wir geraten von einer Katastrophe in die nächste. Nach einem heftigen Schneefall sind die Ausfahrten der Autobahn verstopft, was dazu führt, dass wir erst einen halben Tag später als geplant in Neustift ankommen.
In der Nacht kriege ich dann starke Bauchschmerzen, und ich komme ins Hospital in Brixen. Dort wollen sie mich nach der Untersuchung gar nicht mehr ins Kloster zurückfahren lassen, denn mein Blinddarm steht kurz vor dem Durchbruch. Mein Kollege ist bereit, das Seminar mit 16 Teilnehmern zu übernehmen, wenn ich ihn täglich vom Krankenhaus aus berate.
In der Mittagspause am zweiten Tag besucht mich einer der Teilnehmer. Er hätte einen rabiaten Vorgesetzten, der ihn permanent drangsaliere. Um ihn loszuwerden – die postoperativen Schmerzen sind noch erheblich – gebe ich ihm gegen meine sonstige Gewohnheit den Rat, seinem Chef mit gleicher Münze zurückzuzahlen und ihm kurz „eine in die Fresse zu hauen“. Lachend verlässt er mich.
Ob er meinem Rat gefolgt ist, verrät er mir nicht. Jedenfalls wurde er kurzfristig zum Chef einer ungarischen Tochterbank befördert.
Vom ungarischen Führungstraining zum Konzert Budapest
Eingedenk meines “guten Rates” damals im Krankenhaus schickt er seine ungarische Kollegin, mit der er zusammen die Bank leitet, auf mein nächstes Konfliktmanagement-Seminar. Sie ist begeistert von meiner Art, mit Konflikten umzugehen, und wünscht sich von mir, dass ich das auch ihren Führungskräften beibringe.
So fahre ich zu einem romantischen ungarischen Schlösschen, um den Führungskreis der Bank zu trainieren. Wir haben eine intensive und humorvolle Woche. Wir sprechen alle gleich schlecht Englisch, verstehen uns aber prächtig. Sprachbarrieren hindern den gruppendynamischen Prozess nicht; im Gegenteil.
Nach dem Workshop werden Patricia und ich zu einem Konzert in Budapest eingeladen. Vor dem Konzert spricht uns ein junges deutsches Paar an, ob wir noch Tickets übrighätten. Hatten wir nicht. Das Paar schafft es dennoch in das Konzert und sitzt in der Reihe vor uns. So gehen wir nach dem Konzert gemeinsam zum Essen. Roland Schöne, ein Professor an der Universität Leipzig, ist mit seiner sympathischen Frau im Ungarn-Urlaub.
Nach einem ausgiebigen Austausch entdecken wir Parallelen und gemeinsame Interessen und planen kurzerhand ein Projekt zur Kooperation von Universität und Wirtschaft. Er lädt mich ein, an der Universität Leipzig die Methodik der gruppendynamischen Selbsterfahrung in einem zweitägigen Workshop vorzustellen.
Meine Frau, Patricia, und ich fahren von München aus über Pilsen und meiner Geburtsstadt Aussig durch Nordböhmen und erreichen den Grenzübergang nach Sachsen. Da Patricia als Waliserin einen britischen Pass besitzt und deswegen zur Einreise ein Visum benötigte, werden wir an einen anderen Grenzübergang 50 km weiter verwiesen. Ich bin verärgert und lasse dem Chef der Grenzpolizei ausrichten, dass man der Universität Leipzig mitteilen möge, dass wir den geplanten Workshop absagen müssten, da wir offensichtlich nicht willkommen wären. Das führt dann zu einem heftigen konfrontativen Gespräch mit den DDR-Beamten, und man entschließt sich, uns dann doch an dem von uns gewünschten Grenzübergang einreisen zu lassen. „Die Queen lässt herzlich grüßen!“
Die Verrücktheit gruppendynamischer Selbsterfahrung
An dem Workshop in dem ungemütlichen Leipziger Universitätsgebäude – der sogenannte Tagungsraum hat kein Tageslicht – nehmen Professoren, Studenten und Vorstände von Leipziger Unternehmen teil. Nach anfänglicher Verwunderung über unsere Arbeitsweise lassen sich die Teilnehmer auf etwas Selbsterfahrung ein. Ihr Interesse war geweckt. Nach dem Abschluss des Seminars verbreitet sich das Gerücht, dass dies das „verrückteste“ Seminar gewesen wäre, das in dieser Universität je stattgefunden hätte. Ich deutete dies als die Form des Feedbacks wie sie an einer DDR – Universität damals möglich war und nahm es als ein Kompliment an.
Roland und ich erwägen ob wir weiter zusammenarbeiten, jedoch musste er sich nach dem Mauerfall einer langwierigen Rehabilitation unterziehen.
Er gründete später an der Technischen Universität Chemnitz ein Seniorenkolleg, eine Kinderuniversität sowie ein mobiles und stationäres Science Center mit Experimenten aus den Naturwissenschaften und der Technik. Für seine Verdienste auf den Gebieten Seniorenbildung und Seniorenpolitik erhielt er 2022 vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz.
Die Idee Lernende Organisation wird von der Team Dr. Rosenkranz GmbH methodisch erfolgreich umgesetzt
So beschloss ich, allein aktiv zu werden und gründete 1990 in Planegg die Team Dr. Rosenkranz GmbH. Sie entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer „Mini-Universität für Selbsterfahrung“.
Team Rosenkranz hat seitdem ein gutes Renommee erworben und über 500 Trainer, Prozessberater, Coaches und Leadership-Absolventen zertifiziert. Wir haben uns mit vielen Projekten zur Organisationsentwicklung einen Namen gemacht. Die Methoden und Ansätze passen sich der Zeit und der jeweiligen Gruppe an, aber der gute Ruf basiert auf den seit 1973 durchgeführten Gruppendynamik-Wochen und den darauf aufbauenden Studiengängen. Die Teilnehmer haben außerdem die Möglichkeit, in kombinierten Workshops auszuprobieren, wie eine lernende Organisation entwickelt werden kann.
Der Kontakt zu Roland Schöne ist erhalten geblieben. Wir haben uns über die Jahre mehrmals besucht und tauschen immer noch Erfahrungen aus.
Unsere Seminare werden zwar nicht mehr als „verrückt“ bezeichnet, haben aber immer noch einen starken Effekt auf Menschen. 51 Jahre später begleiten wir Unternehmen nach wie vor gerne bei all ihren gruppendynamischen Prozessen.