39. Blog – Kooperation oder Konkurrenz – das ist hier die Frage

50. Blog - Kooperation oder Konkurrenz - das ist hier die Frage
In unserer Praxis als Führungskräfte und Berater stehen wir oft vor der Frage, ob wir kooperieren oder konkurrieren wollen.
Ein Modell, das ich wegen seiner Differenziertheit und logischen Klarheit sehr schätze, biete ich seit Jahren in unserem einwöchigen „Konfliktmanagement“ Seminaren an.
Dieses Modell geht davon aus, dass wir unsere Grundüberzeugungen und Wertvorstellungen von Annahmen und Hypothesen über uns selbst, über andere und über das Leben ableiten. Daraus entwickeln wir eine Zieltheorie d.h. ein System von zusammenhängenden, manchmal auch konkurrierenden Zielen. In einer Handlungstheorie entwerfen wir einen Plan zur Umsetzung unserer Ziele in die Praxis. Auch wenn es uns nicht bewusst sein mag, richtet sich unser praktisches Verhalten nach dieser individuellen Theorie sozialen Handelns.
Mit dem folgenden Schaubild können wir das eigene Werteverständnis, die eigene Führungsphilosophie identifizieren und reflektieren und das, was wir tatsächlich tun.
 Handlungstheorie
Handlungstheorie:     Wie müsste ich Sagen (Zieltheorie) und Handeln (Handlungstheorie) abstimmen?
Mein tatsächliches Tun:     Wie handle ich wirklich?
Die Welt, in der wir leben, ist so komplex, dass es für Personen, denen Selbsterkenntnis, Autonomie und Achtsamkeit Werte darstellen, gar keine andere Wahl gibt, als bewusst und geplant Hypothesen über sich selbst, andere und das Leben aufzustellen und diese zu überprüfen. „Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie“, sagte schon Kurt Lewin (Marrow, 1977).
In der Praxis finden wir uns häufig im Erklärungsnotstand dafür, warum – trotz einer überwiegend auf Logik beruhenden rationalen Erziehung – Diskrepanzen zwischen unseren beabsichtigten Zielen und unserem Verhalten auftreten.
Wenn wir die Wahl zwischen Verstand und Emotion haben, entscheiden wir uns meist für die ursprünglichere Psychologik.
 
Gelegentlich erkläre ich meinen Studenten, dass aktionsfördernde Methoden wie Gruppenunterricht weit lernfördernder sind als Vorträge. Manchmal ertappe ich mich aber selbst dabei, wie ich gerade diese Gedanken mit Hilfe viel zu langer Vorträge verbreite. Siehe auch mein Blog: „Wie ich Gruppendynamiker wurde“
Meine Theorie weicht also gelegentlich von meinem praktischen Verhalten ab.
Mein Ziel abweichendes Verhalten hängt auch von den angelernten Gewohnheiten ab, die sich aus elterlichen Geboten und Verboten entwickelt haben und die im Leben allzu oft als Antreiber und ebenso oft auch als Bremser wirken.
Anregungen, Verbote und andere Impulse von Eltern, Lehrern, Vorgesetzten, Freunden und Kollegen stoßen auf Resonanz und führen oft unbewusst zur
Bildung von Reaktionsmustern, die, einem Drehbuch gleich, ein Szenario für mein Verhalten ergeben, was Eric Berne, der Erfinder der Transaktionsanalyse auch als Skript bezeichnet. „Dem Begriff liegt die Vorstellung zugrunde, dass schon das Kleinkind durch Schlüsselerlebnisse sich bis zur Zeit des Schuleintritts ein bestimmtes Bild macht (1.) von sich selbst, (2.) von den anderen, (3.) von der Welt und dem Leben als ganzem und (4.) darüber, wie sein Leben verlaufen wird. Diese Vorstellungen bilden insgesamt den unbewussten aber bewusstseinsfähigen Lebensplan“ (Schlegel, L., 1993). Das Skript wird zu einem erfolgreichen Plan – zu einem Gewinner-Skript –, wenn wir die Ziele, die wir uns gesetzt haben, erreichen. Sabotieren wir uns selbst, indem wir uns und andere abwerten, kommt es zu Unzufriedenheit und Misserfolg.
Für das Lernen und Üben von sozialer Kompetenz spielt der Prozess des Korrigierens, des Testens und Überprüfens eine bedeutende und wichtige Rolle. Gleichsam als Aktionsforscher überprüfen wir unsere Hypothesen durch Beobachtungen.
Durch das Beweiserlebnis korrigieren oder integrieren wir unsere Erfahrungen und können die Kluft zwischen unserer subjektiven Wahrheit und der Wirklichkeit verkleinern.
Will ich mein Skript ändern, so kann ich herausfinden, wie es und die daraus abgeleitete Handlungstheorie in den frühen Kindheitsjahren zustande gekommen ist. Für manche ist das Bewusstwerden der negativen Auswirkun­gen des immer wiederholten Skriptverhaltens Anlass für Neuentscheidung und für das Einüben neuer erlaubender Verhaltensweisen.
Ein anderer eher verhaltenstherapeutischer Ansatz ist, gewünschtes Verhalten so zu lernen, wie ein Schauspieler es mit einer neuen Rolle tut. Neues Verhalten führt zu neuen Einstellungen und einer neuen inneren Landkarte. Wenn ich mein Verhalten ändere, so ändern sich nach einiger Zeit langsam, aber ständig auch mein Werteverständnis, meine Ziele, meine Einstellungen und meine Motivation.
In meinem Buch: „Wie wir aus Stroh Gold machen können“, finden Sie eine Anleitung, um herauszufinden, wie weit Sie in ihrem praktischen Verhalten mehr zu einer Kooperations – oder Konkurrenzstrategie tendieren. Für Praktiker bieten wir das Seminar Konfliktmanagement an.
Nächste Termine für unser „Konfliktmanagement“ Seminar:
  • 13.-18.06.2021 Landhotel Rössle, Stimpfach
  • 19.-24.09.2021 Landhotel am Rothenberg, Uslar
  • 07.-12.11.2021 Landhotel am Rothenberg, Uslar