40. Blog – Das Fastenparadoxon oder wie wir durch weniger mehr erreichen können

Gänsebraten

 

Mein Optiker verabschiedet mich als ich den Laden verlasse mit dem Gruß: „Bleiben Sie negativ“ und meinte damit natürlich „ohne Infektion“. Löst bei mir einen Aha-Effekt aus und wird für mich Anlass, über andere Paradoxien unseres Lebens und unserer Arbeit nachzudenken.

Früher galt der Wohlstandsbauch als Zeichen der Gesundheit. Heute wissen wir, dass wir durch weniger essen, durch Fasten unser Leben verlängern können. Fasten ist ein starkes Argument für die Überlegenheit des Wenigerprinzips.

Die Transaktionsanalyse lehrt uns, dass wir dazu neigen unser Skript ständig zu wiederholen, manchmal als Miniskript in Stresszeiten sieben bis acht Mal am Tag. Wieviel Zeit bleibt da noch für Neues, noch nicht Programmiertes.

Durch die praktizierte Übertreibung von Antreibern -beispielsweise: „streng dich immer an“ – „sei immer der beste“ – „kümmere dich immer nur um andere“ – erreichen wir weniger, da Antreiberverhalten wie ein Fass ohne Boden wirkt. „Er wollte es halt zu gut oder noch perfekter machen“, sagen wir dann. „Eile mit Weile“ – eine Affirmation oder Erlaubnis von mehr des Gleichen zu weniger des Gleichen hinüber zu wechseln.

Nach der Paretoregel können wir mit 20% Aufwand 80% Ertrag erwirtschaften. Umgekehrt erwirtschaften manche Unternehmen mit 80% Aufwand 20% Ertrag trotz immenser Anstrengungen. Ich denke da gerade an das Impfzentrum und das Landratsamt im Würmtal, bei dem ich schon seit zwei Monaten vergeblich versuche einen Impftermin als 80-jähriger zu bekommen.

Dem gruppendynamischen Trainer wird langes Schweigen anfangs im Seminar übelgenommen. Erst später wird der Vorteil konstruktiven Schweigens für das Gruppenlernen erkannt. Durch gekonntes, nicht durch passiv aggressives Schweigen ermöglicht der Trainer der Gruppe, die anstehenden Probleme selbst zu lösen. Hier ist Qualität besonders wichtig. Auch vom Volksmund kann gehört werden: „Reden ist Silber – Schweigen ist Gold“. Oder: Si tacuisses, philosophus mansisses – aus meinem Lateinbuch für Angeber – Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben.

Weiterer Aspekt zur Qualität: Der Mechaniker, der weiß wo die Schraube sitzt, kann das Problem in weniger Zeit lösen als einer, der lang suchen muss.

Wir denken und fühlen gemäß unseres meist nicht bewussten Drehbuchs immerfort das Gleiche. So stapeln wir immer mehr und mehr Gewohnheiten und werden dick und unflexibel. Gleichsam bauen wir uns ein System von Illusionen auf, das wir auch trefflich zu verteidigen wissen. Innere Antreiber und Bremser verstärken unsere Abwehrmechanismen. Und so gestatten wir uns den Komfort des trügerischen Wohlseins, den wir träge geworden auch nicht infrage stellen. Unterstützt wird unsere geistige und emotionale Passivität durch die Medien – durch Fernsehen, Radio, Zeitschriften und durch die Verführung des Internets. Wir erfahren manche Botschaften meist kombiniert mit Werbung mehrmals am Tag in unverhüllter Aufdringlichkeit.

Machen Sie die Probe aufs Exempel. Wie oft am Tag werden sie mit Ereignissen konfrontiert, die Sie nur wenig oder gar nicht angehen? Wie oft hören, sehen und schließlich spüren Sie durch Medien vertriebene Ereignisse in ihrem Körper, Gehirn und auch in ihrem Herzen? Mehr des Gleichen ist das Prinzip der Verführung. Schließlich drohen wir zu Robotern und Opfern externer Mächte zu werden. Wir können durch Aggression, Flucht oder andere Ausweichoptionen reagieren und räsonieren. Es fällt uns schwer einzugestehen, dass wir durch das Verführungsprinzip „Mehr des Gleichen“ 80-90 % unserer höchstpersönlichen wertvollen Zeit verschwenden.

Durch die Autoren Dobelli und Dispenza und durch die transaktionsanalytische Skriptanalyse wird überzeugend aufgezeigt, wie reduziert humanes Energiemanagement sein kann.